ADFC - Fahrradtour über die Hochstraße Rembertiring / Breitenweg zum Lankenauer Höft

Pressemitteilung vom 3.09.2006

Mitteilung / Information für die Presse (nachrichtlich: BI-Aktive)

Sehr geehrte Frau Journalistin, sehr geehrter Herr Journalist,

im Nachgang zu der vom ADFC organisierten Fahrradtour über die Hochstraßen, die heute mit reger Teilnahme stattgefunden hat, senden wir Ihnen folgende Kurzmitteilung und zwei Fotos von der Fahrradtour über die sicher in jeder Hinsicht ‚teuerste Überdachung von Auto- und Fahrradparkplätzen in Bremen’:
Unsere BI hat gern die mit der Radtour verbundene kurze Sperrung dieser Stadtautobahnen genutzt, die als ein erster Schritt zur permanenten Sperrung und Abrissvorbereitung jederzeit vorstellbar ist. Für einen reibungslosen Verkehrsfluss in die Bremer Innenstadt sind die unter der Hochstraße vorhandenen vierspurigen (sic!) Verkehrswege völlig ausreichend.

Beim Befahren der Hochstraße mit Sinn und Verstand wird auch aus dieser - für Radfahrer ungewöhnlichen - Perspektive deutlich, welchen dramatischen Einschnitt die ebenfalls vierspurige Trasse über dem vorhandenen breiten Verkehrsweg durch die Bahnhofsvorstadt darstellt. Olaf Dinné erinnerte zum Auftakt der Fahrradtour an den Kommentar des ‚Erbauers’ der Hochstraße, Senatsbaudirektor Dr.-Ing. Franz Rosenberg, der nach seinem erstmaligem Befahren dieses Bauobjektes die folgende Aussage machte:



„Für die Hochstraße als Bauwerk war eine formal elegante Form gefunden worden, und die entlastende Funktion für den Bahnhofsvorplatz war evident.

Trotzdem war ich entsetzt, als ich die Hochstraße zum ersten Male befuhr, denn von einem Raumerlebnis konnte keine Rede sein, weder für die Autofahrer oben auf der Hochstraße, noch für die Verkehrsteilnehmer auf dem Straßenniveau des Breitenweges. Es war ein schmerzhafter Mißerfolg, und es gab keine Entschuldigung,
ich hatte mich vollkommen getäuscht, und dass ich mich in guter und zahlreicher Gesellschaft befunden hatte, war kein Trost."
Dr.-Ing. Franz Rosenberg, Senatsbaudirektor in Bremen bis 1970.

Ob die von Rosenberg damals festgestellte ‚entlastende Funktion’ für den Bahnhofsvorplatz nicht inzwischen längst in eine gravierenden Belastung umgeschlagen ist? Neben der gravierenden täglichen Belastung der Anlieger bis in die ‚höheren Etagen’ hinein dürften die ungezählten vergeblichen Versuche, für das Gelände am Bahnhofsvorplatz Investoren zu finden, wohl für letztere Beurteilung sprechen.
Die BI hofft nach der heutigen Fahrradtour, dass die ungewöhnliche Präsenz der ‚zweirädrigen Kettenfahrzeuge’ auf der wohl teuersten Überdachung von Auto- und Fahrradparkplätzen, die Bremen zu bieten hat, zu kritischem Nachdenken anregt und den oft erwogenen Abriss dieses Relikts autofixierter Träume der Verkehrsplaner der 50er/60er Jahre vorbereiten und beschleunigen hilft.


 

Die häufig gestellte Frage, wer den ja leider nicht kostenlosen Rückbau bezahlen soll, ist durchaus einfach zu beantworten: Aus den zig-Milliarden schweren (Bundes- und Landes-)Haushaltsmitteln, die für Straßenbau zur Verfügung stehen! Haben die Steuern zahlenden Bürgerinnen und Bürger, die diese Töpfe füllen, nicht ein Recht darauf, dass Baumassnahmen, die sich als Fehlplanungen mit Folgeschäden (Gesundheitsschäden durch Lärm- und Luftbelastung) erwiesen haben, auch wieder rückgängig gemacht werden? Wäre das nicht eine beispielhafte Ausgabe von Steuergeldern, um ‚Schaden von der Bevölkerung abzuwenden’, wozu Politikerinnen und Politiker sich in der Regel per Amtseid verpflichtet haben? Fragen über Fragen, die wir – über die heutige schöne, wenn auch teilweise nasse Radtour hinaus – immer wieder stellen müssen und stellen werden.

Mit freundlichen Grüßen
Günter Knebel, zurzeit BI-Sprecher