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Weser Kurier Online, 10. November 2004

Zwei Spuren je Richtung
Bürgerschaft will Schwachhauser Heerstraße außerdem aus dem Lkw-Netz nehmen

Von unserem Redakteur Michael Brandt

Da prallten Ideologien aufeinander: Die Grünen hatten das Thema Schwachhauser Heerstraße als aktuelle Stunde auf die Tagesordnung der Stadtbürgerschaft setzen lassen. Und Grünen-Politikerin Karin Krusche feuerte gleich drauflos. Erstens warf sie der Baubehörde und Senator Jens Eckhoff (CDU) vor, vor den Verkehrsideologen der Handelskammer zu kapitulieren. Zweitens zeige die Debatte, dass der Senat an seiner autofixierten Politik festhalte.

Die Schwachhauser Heerstraße soll, so der Hintergrund der Auseinandersetzung, zwischen Graf-Moltke-Straße und Hollerallee umgebaut werden, wenn der Concordia-Tunnel erneuert wird. Gutachter haben sich damit beschäftigt, wie viele Fahrspuren dieser Abschnitt haben muss. Zuletzt war die Handelskammer mit einem Vorschlag zum zweispurigen Ausbau je Richtung und Verlegung der Straßenbahnhaltestellen in den Tunnel hinein an die Öffentlichkeit getreten. Und gestern erst hat sich die Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen" mit einer Erklärung gemeldet und erneut eine einspurige Lösung gefordert.

Der aktuelle Kompromiss der Koalition sieht vor, die Fahrbahn mit einer Breite von 5,50 Metern zweispurig auszubauen und für die Straßenbahn eine hochgepflasterte Trasse zu schaffen. Carsten Sieling, baupolitischer Sprecher der SPD, bezeichnete diesen Vorschlag als positiv für die Lebensqualität, weil Staus vermieden würden.

In der Bürgerschaftsdebatte näherten sich die Positionen nicht an. Nach Ansicht von Karin Krusche läuft der Verkehr in der Schwachhauser Heerstraße problemlos, Engpässe gebe es nur zu gewissen Spitzenzeiten. Krusche kritisierte Bausenator Jens Eckhoff. Es sei unverständlich, warum dieser in Lilienthal für den öffentlichen Personennahverkehr eintrete, sich hier aber für die Autolobby einsetze. Und Carsten Sieling bezeichnete sie gar als "Umfaller des Jahres", weil er zunächst für eine einspurige Lösung eingetreten sei, jetzt aber den mehrspurigen Ausbau favorisiere.

Für ihre Äußerungen musste sich Krusche von Jens Eckhoff vorhalten lasse, sie greife tief in die Mottenkiste der verkehrsideologischen Debatte. Heute gehe es nicht mehr darum, den motorisierten Individualverkehr zu erschweren, sondern darum, alle Verkehrsarten zu entwickeln.

Im Anschluss stimmte die Bürgerschaft einstimmig für den Kompromiss von SPD und CDU. Demnach soll der Straßenzug Kurfürstenallee bis Rembertikreisel nach dem Umbau des besagten Abschnitts der Schwachhauser Heerstraße aus dem Lkw-Führungsnetz herausgenommen werden. Schon jetzt sollen Lastwagen durch eine veränderte Beschilderung an der Autobahnabfahrt Vahr vorbeigeführt werden. Laut Eckhoff sind die Schilder dafür schon bestellt.