Weser Kurier Nr. 79 Stadtteil-Kurier • Donnerstag, 3. April 2003

Weser-Kurier/Bremer Nachrichten 3. April 2003


"Da wird ein Popanz aufgebaut"
Stadtautobahngegner reagieren auf Anwort des Senats
Von unserer Redakteurin Monika Felsing

Auch Antworten können Fragen aufwerfen. Die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen" hat die Antworten des Senats auf eine kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen zur Kenntnis genommen - und großen Widerspruch formuliert. „Der Senat lädt noch mehr Brummis dazu ein, durch die Stadt zu brettern, und baut Lkw-Schleichwege als Popanz zur Rechtfertigung auf, sagt Günter Knebel, der Sprecher der Stadtautobahngegner.

Die Grünen hatten gefrag, ob die Lastwagen beide Fahrbahnen in einer Fahrrichtung nutzen dürfen. Die Antwort im Stil von Radio Eriwan kam vergangene Woche: Im Prinzip ja, in der Praxis werde aber „eine überwiegende Benutzung des rechten Fahrstreifen durch Lkw stattfinden". Die zweite Frage betraf das Verkehrsaufkommen im Zusammenhang mit dem Autobahnring A 281/A1/A27 und dem Lkw-Führungsnetz. Der Senat verwies auf seine Verkehrsprognose. Wenn der Autobahnring geschlossen sei, werde sich der innerstädtische Schwerverkehr verringern, aber „durch die allgemeine Steigerung der prognostizierten Verkehrsmenge wird sich im Querschnitt Schwachhauser Heerstraße nur eine relative Reduzierung der Lkw-Anteile einstellen" . In absoluten Zahlen bleibe der Wert annähernd gleich.
Aus Sicht der Stadtautobahngegner versucht der Senat einmal mehr, „den Schwerverkehrsanteil zu marginalisieren". Außerdem sieht Günter Knebel einen Widerspruch zu dem Planungsziel, die Hafen-, GVZ- und Großmarktanbindung für den Lkw-Verkehr auch mit Ausbau dieses Streckenabschnitts verbessern zu wollen.
Der Senat denkt jedoch nicht daran, die Schwachhauser Heerstraße im Abschnitt Kurfürsten-Hollerallee aus dem Lkw-Führungsnetz herauszunehmen, wegen ihrer Bedeutung für die Erreichbarkeit der Innenstadt und des Messezentrums Bürgerweide aus Richtung Süd-Osten. Zudem kommt ein niedrigeres Tempo-Limit für die Verkehrsplaner ebensowenig in Betracht wie eine Änderung der vorgesehenen Kurvenradien, ein Überholverbot für Lkw oder eine Beschränkung der zulässigen Gesamtlast oder Größe der Fahrzeuge. Und „bei der in diesem Streckenabschnitt erwarteten Verkehrsmenge ist der geplante Straßenquerschnitt in den geraden Abschnitten bereits auf das erforderliche Mindestmaß, das einen reibungslosen Verkehrsfluss ermöglicht, reduziert worden." Prognostiziert werden 38500 Fahrzeuge pro Tag, bei einem Schwerverkehrsanteil von 2,95 Prozent, einschließlich der Reisebusse und des ÖPNV. Da sei eine Fahrbahnbreite unter 5,80 Meter „nicht geeignet zur Umsetzung der Planungsziele".
Der ÖPNV werde „einmal mehr als Nebensache entlarvt, die lediglich der Finanzierung der Straßenaufweitung aus Bundesmitteln dient, hält Günter Knebel dagegen.
Die Inanspruchnahme privater Grundstücksflächen werde so gering wie möglich gehalten, heißt es im Antwortschreiben des Senats. Die Gesellschaft für Bremer Immobilien verhandelt im Auftrag der Stadtgemeinde mit den betroffenen Eigentümern. Die Preise liegen bei 153,19 bis 163,40 Euro pro Quadratmeter für Gemeinbedarfsflächen und bei 245,10 bis 255,31 Euro pro Quadratmeter für Privatflächen.


Schon oft ist auf originelle Weise gegen eine "Stadtautobahn durch Bremen" demonstiert worden.