Weser-Kurier 27. März 2008

Weser - Kurier / Bremer Nachrichten, Donnerstag, 27. März 2008, Leserforum

Zum Thema: "Umweltzone und teurer Ökostrom"

Später wird es viel teurer

In Bremen findet zur Zeit eine beunruhigend realitätsferne Debatte statt. Handelskammer, Wirtschaft, Teile von Politik und Bürger gehen auf die Barrikaden gegen die Umweltzonen und Medien erregen sich darüber, dass sich Senator Loske darum bemüht, Bremen mit etwas weniger dreckigem Strom zu versorgen. Das Geschrei erinnert mich an die Widerstände gegen die Einführung von Fußgängerzonen in der City mit der Prophezeiung des Niederganges der Wirtschaft. Und heute?
Es ist bedrückend, dass alle Warnungen von Klimaforschern und die Prognosen über negative Veränderungen unseres Lebens so in den Wind geredet scheinen. Denen, die sich heute über die Umweltzonen aufregen, muss doch endlich auch klar werden, was geschieht, wenn wir diese Veränderungen ignorieren, wenn wir - wir alle! - nicht jetzt anfangen, gegenzusteuern. Weiter so! - geht nicht. Es wird nicht nur "die Anderen" in Bangladesh oder sonst wo treffen. Geld in den Klimaschutz jetzt investiert, ist die beste Kapitalanlage, später wird es viel teurer.

Zum gegenwärtigen Stand der Debatte fällt mir Bert Brecht ein: "Sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen. Und riefen sich zu ihre Erfahrungen. Und fuhren krachend in die Tiefe. Die ihnen zusahen, schüttelten die Köpfe. Und sägten kräftig weiter."
PETER WILLERS, BREMEN

Zum Thema "Händler bangen um Kunden" vom 19. März:

Keine Ausnahme

Seit 1979 wohne und arbeite ich in der Stadt Bremen. Die Bedenken der City-Initiative und anderer Meinungsführer kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Was hat der Anteil der Verkaufsfläche mit der Umweltzone zu tun? Mir ist keine Vorschrift bekannt, welche festlegt, wie viel Nutzfläche eines Gebäudes für Ausstellungen, Handel, Büro oder Gastronomie genutzt wird. Nur beim Wohnen gibt es gewisse Regelungen. Wenn Kaufhäuser einen Teil der Verkaufsfläche für Gastronomie einrichten, so ist das die Entscheidung des Geschäftsführers und sollte nicht als Vorwurf in den Raum gestellt werden. Inzwischen werden ja auch Fußgängerwegeflächen für Verkauf und Gastronomie genutzt. Wurden diese Flächen bei den angeblich so niedrigen 16 Prozent mitgerechnet?

Und was das Schnoorviertel anbelangt: Dort ist es kaum möglich, die Verkaufsfläche zu erhöhen - allein schon aus baulichen Gründen. Inzwischen wohnt fast kaum noch ein Ladenbetreiber dort, was ich sehr bedauerlich finde. Und Autos dürfen im Schnoor - von wenigen Ausnahmen abgesehen - schon lange nicht mehr fahren, zumal die meisten Straßen dort viel zu schmal sind.

Es ist schon merkwürdig: Über drei bis vier Prozent betroffene Altfahrzeuge gibt es eine Riesenaufregung! Ist das die zahlungskräftige Kundschaft, die der Innenstadt fehlen würde? Wenn ich meine alte Heizung aus Gründen des Umweltschutzes nicht mehr betreiben darf, droht mir oder meinem Mieter der Erkältungstod im Winter. Aber die alten Dieselstinker sollen weiter durch unsere Stadt düsen dürfen?

Mit einem Taxi darf ich mich auch nicht nachmittags in die Sögestraße bei Café Knigge direkt vor die Tür fahren lassen. Und daher sollte es meiner Meinung nach für eine Umweltzone überhaupt keine Ausnahme geben! Wer unbedingt hineinfahren will, kann andere Verkehrsmittel nutzen.

FRANK MICHAEL RAUCH, BREMEN