Weser-Kurier (Leserforum) 20. Oktober 2007

Weser - Kurier / Bremer Nachrichten 20. Oktober 2007 (Leserforum)

Zum Thema Stadtentwicklung, hier:
"Der Sendesaal darf abgerissen werden"; vom 29. September:

Traurige Entwicklung

Jedem an Bremens jüngerer Geschichte Interessierten sei geraten, die Kulturstätten zu suchen, die es seit 1945/46 nicht mehr gibt, die hemmungslosem Profit oder sinnloser Modernisierung geopfert wurden. Es sind mehr, als dem Krieg zum Opfer fielen.
Die St. Ansgarii-Kirche, geopfert dem Kaufhaus Herti; in der Partnerstadt Rostock wurde in DDR-Zeiten die Ruine der St. Nicolai-Kirche wiederaufgebaut, von den Wiederaufbauleistungen in der Partnerstadt Danzig ganz zu schweigen. Die Ruine der St. Remberti-Kirche wurde der Hochstraße Breitenweg geopfert, ganz zu schweigen von den vielen Weser-Renaissance Fassaden, die beim Wiederaufbau langweiliger 50er- und 60er-Jahre-Architektur geopfert wurden. Das weitgehend unzerstörte Lloyd-Haus, das dem Kaufhaus Horten geopfert wurde von einer Stadt, die sich auf ihre maritime Vergangenheit so viel zugute hält.
Die Liste kann unschwer verlängert werden! Und nun der Sendesaal von Radio Bremen. Wieder soll dem Profitstreben ein technisches Kulturdenkmal geopfert werden. Wieder soll ein Stück Bremer Geschichte zerstört werden. Kein Verantwortlicher im Sender, im Ergebnis auch nicht der Bürgermeister oder gar die CDU-Opposition hat aus den vergangenen 60 Jahren gelernt. Die Stadt wird weiter verarmen; und wenn sie ein Allerweltsgesicht der Investitoren angenommen hat, wird niemand schuld daran gewesen sein wollen.

PROF. DR. ERICH RÖPER, BREMEN