Weser Kurier Nr. 69 • Sonnabend, 22. März 2003
Weser-Kurier/Bremer Nachrichten 22. März 2003
Schwachhauser Heerstraße aus Lkw-Führungsnetz nehmen?
Beirat fordert schmalere Fahrbahn / Eklat um Gutachten
Von unserem Mitarbeiter Gerwin Möller
Der außergerichtliche Vergleich eines Anwohners mit dem Amt für Straßen und Verkehr hat den Beirat Schwachhausen ermutigt, die Dimension des vierspurigen Ausbau der Schwachhauser Heerstraße erneut infrage zu stellen. Zudem gibt es "von politischer Seite Anzeichen, dass die Strecke aus dem bremischen Lkw-Führungsnetz herausgenommen wird", berichtete Ortsamtsleiter Werner Mühl.
Die grüne Beiratsfraktion übernahm einen von der Initiative " Gegen die Stadtautobahn" vorgelegten Bürgerantrag. Im Wesentlichen geht es darum, die geplanten Fahrbahnbreiten zu reduzieren, damit weniger Grundstücksankäufe erforderlich werden. "Statt 595 Quadratmeter Vorgartenfläche brauchen bei veränderter Planung nur 140 Quadratmeter aufgegeben zu werden", so Initiativsprecher Günter Knebel.
Bremens oberster Verkehrsplaner Heiko Wenke machte mit Verweis auf geltendes Planungsrecht Bürgeraktivisten und Kommunalpolitikern keine Hoffnung, dass seine Behörde die Bauausführung der Schwachhauser Heerstraße zwischen Kurfürstenallee und Hollerallee grundlegend verändere. Lediglich im Mündungsbereich der Graf-Moltke-Straße sei es im Zuge des angesprochenen Vergleichs möglich gewesen, die Inanspruchnahme privater Flächen zu reduzieren. Der Regelquerschnitt der neuen Schwachhauser Heerstraße bleibe bei 5,80 Metern pro Fahrtrichtung, so Wenke.
Die "städtebauliche Fehlentwicklung, die mit dem Bau der Kurfürstenallee begonnen hat, findet jetzt ihre Fortsetzung", schimpfteKarin Krusche. Garsten Sieling, baupolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion forderte mehr Gelassenheit. Der Ausbau der Schwachhauser Heerstraße sei in erster Linie ein Projekt zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs. Gleichzeitig belegten Verkehrsprognosen, dass die Straße weniger durch überörtlichen Schwerlastverkehr als vielmehr durch den Indivi-dualverkehr belastet werde. Der Sozialdemokrat konnte sich die Frage nicht verkneifen, wie viele Ortsansässige eigentlich über zwei bis drei Pkw pro Haushalt verfügten.
Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Matthias Henkel wollte seinen Redebeitrag wie die Bemerkung eines Beschäftigten der Bremer Straßenbahn AG verstanden wissen. Für Henkel muss der vierspurige Ausbau erfolgen, damit durch Rückstaus beim St.-Joseph-Stift nicht länger Busse und Bahnen behindert werden.
Neben der Forderung nach Minimierung der Fahrbahnbreiten beschloss der Beirat den Wunsch nach einer Änderung des Lkw-Führungsnetzes, die Aufstellung eines Lärmkatasters für Kurfürstenallee und Schwachhauser Heerstraße sowie die Einsichtnahme in die Ergebnisse von Schadstoffmessungen der Luft in diesem Quartier.
In einer Kampfabstimmung beschloss das Kommunalparlament mit neun zu acht Stimmen die Beauftragung eines Ingenieurbüros zur Prüfung der Planungsunterlagen für das diesen Bereich betreffende Planfeststellungsverfahren. CDU-Beirätin Andrea Hermann verließ daraufhin unter Protest den Saal. Die für ein Gutachten veranschlagten 3500 Euro würden bei der Unterstützung von Initiativen im Kinder- und Sozialbereich fehlen.