Weser-Kurier 26. November 2004

Weser Kurier Online, 26. November 2004

Schwachhausen gibt keine Ruhe
Protest im Haus des Sports: Kein vierspuriger Ausbau der Heerstraße

Von unserem Redakteur Volker Junck

Für die versammelte Ablehnungsfront im vollbesetzten Saal im Haus der Sports war es irgendwie frustrierend: Bausenator Jens Eckhoff (CDU), den sie richtig abwatschen wollte, war nicht erschienen. Für ihn ist nach endlosen Debatten und Planungen nun ein beschlussfähiger Kompromiss zum Ausbau der Schwachhauser Heerstraße zwischen Hollerallee und Dobben gefunden.

Abgesehen davon, dass er einen Termin in Brüssel habe, wäre er auch sonst nicht gekommen, ließ er den Beirat Schwachhausen wissen. Auf verschiedenen Veranstaltungen mit dem vom Beirat Schwachhausen engagierten Verkehrsplaner Dietrich Stempel und der Bürgerinitiative wären bereits alle Argumente ausgetauscht worden.

Nun sei ein vernünftiger Kompromiss gefunden worden, der die Inanspruchnahme privater Flächen halbiere und auch die Bäume schone. Im Übrigen wäre beim Erörterungstermin am 15. Dezember noch einmal Gelegenheit, die unterschiedlichen Positionen darzulegen.

Die in ihrer Ablehnung vereinten Beiräte Schwachhausen, Mitte und Östliche Vorstadt, die Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen", die Grünen, der BUND und viele betroffene Anwohner machten klar, dass sie den vom Bauressort vorgestellten Kompromiss mit einem separaten Gleiskörper für die Straßenbahn, vier Fahrspuren in Minimalbreite und Aufweitung des Tunnels nicht hinnehmen. Sie favorisieren den Alternativvorschlag von Dietrich Stempel mit nur einer überbreiten Fahrbahn ohne Mittelstreifen wie teilweise am Langen Jammer. Stempel selbst empfahl diese Variante unter sechs von ihm erarbeiteten Alternativen.

Von den eingeladenen Politikern erschien dann doch noch der SPD-Landesvorsitzende und verkehrspolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion, Carsten Sieling, um sich die für Eckhoff bestimmte "Prügel" abzuholen. Auch seine Argumente, dass die Heerstraße aus dem Lkw-Führungsnetz herausgenommen, der ÖPNV mit einem separaten Gleiskörper gestärkt werde und man sich damit gegen den Koalitionspartner CDU und die Handelskammer durchgesetzt habe, fruchteten nichts. Sein in den Medien wiedergegebener Kommentar zum Schmalspur-Kompromiss: "Das ist ein guter Tag für Schwachhausen", wurde als blanker Zynismus gewertet. "Wir wollen keine vier Fahrspuren, weil dadurch neue Verkehre angezogen werden", bekam er von wütenden Anwohnern zu hören.

Nun soll der Protest verschärft werden. Sprecher der Beiräte bekannten allerdings, dass der Rahmen dafür eng gesteckt sei. Aus dem Publikum wurde ein Volksbegehren angeregt. "Dass man bei Bremens bekannter Haushaltslage überhaupt noch ein derart unsinniges Projekt anfasst, ist ein Skandal", war immer wieder zu hören. Zumal ja alle Verkehrszählungen, Zukunftsprognosen und Beobachtungen bestätigten, dass die gegenwärtigen zwei Fahrspuren völlig ausreichten.