Weser-Kurier 31. Mai 2007
Weser Kurier, 31. Mai 2007, Bremen - Teil
Architekten kritisieren Verkehrsführung im Zentrum
BREMEN. "Bremen ist ein Idealbild für die Stadt der kurzen Wege." Vollmundig lobten Professor Klaus Schäfer von der Hochschule Bremen, Fachbereich Architektur, und drei seiner Kollegen die Vorzüge der Hansestadt. Beim jüngsten Bremer Stadtdialog im Roten Salon des Speichers XI war die Rede von Bremen als kleinstmöglicher Metropole und von der architektonischen Skyline der Stadt. Kritik gab es am geplanten Jahn-Hochhaus am Weserbahnhof, an Verkehrsführungen aus den 60er Jahren und am "Ausverkauf der Stadt" zu Gunsten von Investoren.
"Der Blick von außen - Vier neue Hochschullehrer sehen Bremen" lautete der Titel der Veranstaltung, an der auf Einladung der Architektenkammer und anderer Einrichtungen über 100 Besucher teilnahmen. Neben Klaus Schäfer taten Ulrike Mansfeld, Martina Wimmer und Martin Speth ihre Meinung kund. Aus Berlin kommt der Architekturprofessor Klaus Schäfer. Die deutliche Hierarchie von Stadtkern und vorstädtischen Bereichen, das öffentliche Leben im Viertel und an der Schlachte, die Verbindung von Stadtgefüge und Naturraum fanden sein Gefallen. Auch lobte Schäfer die Mischung von Industrie und Wohnbebauung in der Neustadt, wo er wohnt. Entfernen sollte die Stadt seiner Auffassung nach den Overfly am Wall, die Unterführung an der Tiefer, die Hochstraße vor dem Hauptbahnhof und den Nordwestknoten im Anschluss an den Breitenweg. "Die Stadt ist im Korsett des 60er-Jahre- Verkehrsbaus", kritisierte Klaus Schäfer.
Die Weser sei nicht optimal in die Stadt integriert, meinte Martina Wimmer, die aus München an
die Hochschule Bremen gekommen ist. "Zu Gunsten von Investoren wird die Stadt Stück für Stück preisgegeben", sagte Wimmer. Sie benannte das "unsägliche Jahn-Hochhaus", die
Stadtwerderbebauung und die geplante Bebauung der Teerhofspitze. "Wir müssen mehr über Schönheit sprechen", betonte sie. Ulrike Mansfeld vermisst in Bremen die junge Szene. "Die junge Generation ist ausgezogen", erklärte sie. Sie stellte unter ihren Studenten fehlende Zuversicht fest. "Das Potenzial liegt vor der Haustür. Es lohnt sich, in Risiko zu investieren." Ulrike Mansfeld plädierte dafür, den Brill-Tunnel für junge, kreative Köpfe freizugeben.In der anschließenden Diskussion kritisierte der Ortsamtsleiter von Osterholz, Ulrich Schlüter, dass nur über die Stadtmitte gesprochen wurde. Auf die Frage nach der Bedeutung der Energiekrise und des demographischen Wandels für die Architektur antwortete Ulrike Mansfeld. "Die Studierenden haben Konzepte für Ältere und für Randgruppen. Beim ökologischen Bewusstsein ist die Generation weiter."