Weser-Kurier 17. Februar 2007
Weser Kurier, 17.02.2007, Seite 1 des Bremen - Teils
Der Fälltrupp rückt mit Polizei an
Ausbau der Schwachhauser Heerstraße beginnt/Bürgeriniativen rüsten sich für Widerstand
Von unserem Redakteur Jürgen Hinrichs
BREMEN·SCHWACHHAUSEN. Der erste Versuch vor einer Woche war gescheitert. Bürger hatten sich nachts dem Fälltrupp in den Weg gestellt. Doch nun soll es für die 16 Bäume zwischen der Hollerallee und dem Concordia-Tunnel kein Pardon mehr geben. "In den nächsten Tagen werden die Linden gefällt", kündigt der Bausenator an. Es ist ein Akt mit hoher Symbolkraft. Seit mehr als 30 Jahren wird über den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße gestritten.Zuletzt hatten die Ausbaugegner auch Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) eingeschaltet. Der distanzierte sich zwar von dem Fällversuch in tiefer Nacht, machte den Bürgerinitiativen nach Darstellung von Senatssprecher Klaus Schloesser aber keine Hoffnungen, die Bauarbeiten zu stoppen. Böhrnsen vermittelte stattdessen ein Gespräch mit Bausenator Ronald-Mike Neumeyer (CDU), zu dem die Bürgeriniativen gestern Morgen aber nicht erschienen sind."Der Sprecher des Senators hatte uns mitgeteilt, dass weitere Verhandlungen eigentlich sinnlos seien, weil Herr Neumeyer bei seiner Meinung bleiben werde", begründet Initiativensprecher Olaf Dinné das Fernbleiben. Dinné und seine Mitstreiter wollen wieder versuchen, das Baumfällen zu verhindern, müssen dieses Mal aber mit einem massiven Polizeiaufgebot rechnen. "Es wird sichergestellt, dass die Arbeiten so durchgeführt werden können, dass es nicht zu Gefährdungssituationen kommt", erklärt das Bauressort. Eile ist geboten, denn nach dem 28. Februar darf laut Gesetz kein Baum mehr abgeholzt werden.Neumeyer und Böhrnsen berufen sich beim Start der Ausbauarbeiten auf Beschlüsse des Senats und der Bürgerschaft, die in der Zwischenzeit auch von den Gerichten bestätigt wurden. "Für viele ist die Schwachhauser Heerstraße ein Symbol für die autogerechte Stadt. Doch im Kern geht es vor allem darum, der Straßenbahn einen eigenen Gleiskörper zu bauen und für die anderen Verkehrsteilnehmer, also Radfahrer und Fußgänger, vernünftige Bedingungen bereitzustellen", argumentiert der Bausenator. Kampfbegriffe wie Stadtautobahn oder Lkw-Trasse gingen längst an der Realität vorbei. Im Zuge der intensiven Diskussion mit den Beiräten und Bürgerinitiativen sei der Ausbauplan deutlich reduziert worden.Mit den eigentlichen Bauarbeiten soll in etwa einem Vierteljahr begonnen werden, teilt Neumeyer mit. Ein weiteres Hinauszögern sei schon deswegen nicht möglich, weil die Deutsche Bahn AG einen langen Vorlauf für den Neubau der beiden sanierungsbedürftigen Brückenbauwerke habe. Sie sollen in diesem Herbst in Angriff genommen werden. Das Projekt insgesamt wird nach Schätzung der Planer im Jahr 2010 abgeschlossen sein.