Weser Kurier Donnerstag, 12.Juni 2003

Weser-Kurier 12. Juni 2003

Concordia-Tunnel nur noch zweispurig?
Koalition will Ausbau der Heerstraße nochmals prüfen

Die Schwachhauser Heerstraße wird stadteinwärts zwischen Hollerallee und Concordia-Tunnel möglicherweise nur einspurig gebaut. Darauf haben sich gestern SPD und CDU verständigt und einen neuerlichen Prüfauftrag beschlossen. Zweites handfestes Ergebnis der Koalitionsverhand-lungen: Stadteinwärts fließt der Verkehr künftig in beiden Richtungen über den Dobbenweg.
Noch können die Gegner eines Ausbaus der Schwachhauser Heerstraße die Sektkorken nicht knallen lassen, doch immerhin ist für sie wieder Land in Sicht. Denn die große Koalition ist von einem eindeutigen Bekenntnis zum vierspurigen Ausbau abgerückt - völlig überraschend, zumal für das Planfeststellungsverfahren alles vorbereitet war. Und auch in dem vor vier Jahren geschlossenen Koalitionsvertrag hatten SPD und CDU einen vierspurigen Ausbau verabredet. Bauexperten prophezeien bereits, dass jetzt auch stadtauswärts der zweispurige Ausbau nochmals auf den Prüfstand kommt.
Gute Kunde gibt es auch für die Liebhaber expressionistischer Architektur, denn die Centauren-Apotheke bleibt endgültig erhalten. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Ecke Außer der Schleifmühle/Dobbenweg sollte ursprünglich einem Ausbau der Kreuzung weichen, doch hat sich die Koalition jetzt darauf verständigt, dass der Verkehr in beiden Richtungen über den Dobbenweg fließt. Die Blockumfahrung ist damit passe, der Schleifmühlenweg verschwindet von den Stadtplänen und macht Platz für mehrstöckige Wohn- und Geschäftshäuser. Die Verkehrs-planer nehmen bei der jetzt verabschiedeten Variante in Kauf, dass es am Nadelöhr Dobbenweg während der Hauptverkehrszeiten zu „hinnehmbaren Beeinträchtigungen" kommt, sprechen aber von einer städtebaulich ansprechenderen Lösung.
Bekanntlich sollen auch der Rembertiring und die Ernst-Glässel-Straße zurückgebaut werden und Platz für mehrstöckige Gebäude machen.
Viel Geld investiert die Koalition bis 2010 auch für die Aufwertung der Innenstadt und der Stadtteile - insgesamt 125 Millionen Euro. Allein 73 Millionen Euro kommen dem Zentrum zugute - vorgesehen unter anderem für das Beleuchtungskonzept „Marktplatz und umzu", die Umgestaltung der oberen Schlachte (Stephaniviertel), ein städtebauliches Konzept für das Stephaniviertel, ein Zukunftsprojekt Bahnhofsvorstadt (einschließlich Bebauung Investorengrundstück) und das „Entwicklungskonzept Viertel". Weitere 52 Millionen stellt die Koalition unter dem Arbeitsbegriff „Vitale Stadtteile" für die Nebenzentren bereit - nämlich für Blumenthal, Burglesum, Gröpelingen, Oslebshausen, Walle, Findorff, Woltmershausen, Neustadt, Huchting, Obervieland, Osterholz und Horn/Lehe. Die Koalition will die Stadtteile in Anlehnung an das SPD-Programm „Vitale Stadt" spürbar aufwerten und attraktiver machen. Großflächiger Einzelhandel soll den Nebenzentren nicht mehr Konkurrenz machen, sondern in diese integriert werden. Einzelheiten werden in dem „Einzelhandelskonzept für Bremen und die Region" stehen, das die Koalitionäre in Auftrag geben.
Um ein „ausreichendes und attraktives Angebot an Bauland" zu gewährleisten, hält die Koalition nicht nur an den Neubaugebieten Brokhuchting und Osterholzer Feldmark fest, sondern will zudem die Verdichtung in den Stadtteilen weiter vorantreiben. Gedacht ist an die Schließung von Baulücken entlang der Hauptverkehrsachsen und die Bebauung ehemaliger Gewerbeflächen, heißt es. Dort - beispielsweise in der Überseestadt - könnten attraktive Wohngebiete entstehen.

Die Centauren-Apotheke und angrenzende Altbremer Häuser bleiben endgültig erhalten.
Auch stadteinwärts fließt der Verkehr über den Dobbenweg
Fotos: Jochen Stoss