Astloch des Monats 10/2006

 
Mutwillige Baumzerstörung, oder wie man Fakten schafft.  
Auf recht eigentümliche Weise entledigte man sich in Bremen Bäume,
die einer geplanten Trassenführung im Wege standen.
 
Zur Vorgeschichte
Seit Jahren schon regt sich in Bremen gegen eine geplante vierspurige Trassenführung heftiger Widerstand.
Anstatt den Schwerlastverkehr aus dem innerstädtischen Gebiet zu verbannen, soll nach Willen der Planer eine vierspurige autobahnähnliche Trasse gewachsene Wohngebiete zerschneiden. Dass dabei natürlich auch etliche Bäume dran glauben müssen, ist eine logische Folge. Ausführlichere Informationen zu dem Thema bietet hier die Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen!" auf ihrer Homepage.
 
An dieser Stelle soll "nur" auf einen unglaublichen Baumfrevel hingewiesen werden.

Tatort Schwachhauser Heerstraße

Beim Ausbau der Schwachhauser Heerstraße wurden im August dieses Jahres durch Bauarbeiten mehrere Bäume derart in ihrem Wurzelwerk beschädigt, so dass für sie ein Überleben nicht mehr gegeben ist.
BI Sprecher Günter Knebel spricht von einem Komplott, da von Planungsseite und Bremer Stadtgrün schon Ende Januar dafür plädiert wurde, alle 20 dort befindlichen Bäume zu entfernen. Nur der Protest von Ortsamt und Anwohnern habe dies damals verhindert, dem Erhalt wurde nur "zähneknirschend" zugestimmt. Sechs zum Teil über 100jährige Linden fielen schon vorab der Säge zum Opfer, ehe sich die Bauarbeiter daran machten lebenswichtige Haltewurzeln der anderen Bäume zu kappen, mit dem Ergebnis, dass vier weitere Bäume entgegen vorheriger Absprachen gefällt werden müssen.
 

Günter Brandewiede (Stadtgrün), Karl-Detlev Fuchs und Günter Knebel, beide Initiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen", sowie Holger Bruns, Sprecher des Bausenators (v.l.), beim Lokaltermin an der Schwachhauser Heerstraße

Aus der Presse:....Die Bürgerinitiative vermutet nun hinter den geplanten Baumfällungen ein "Komplott", denn den Planern und auch Stadtgrün seien die Bäume zwischen Holler- und Kurfürstenallee von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Ähnlich sieht das auch die grüne Bürgerschaftsgeordnete Karin Mathes: "Schon die Planung für den Ausbau der Heerstraße ließ den Linden nur eine geringe Überlebenschance und bei den Bauarbeiten gab es keine wirksamen Kontrollen in Sachen Baumschutz".
Auf keinen Fall dürfe die verbliebene Baumreihe mit ihren 14 Linden nun komplett gefällt werden, fordert Mathes. Statt "kurzen Prozess" zu machen, um so "unangenehme Diskussionen" zu vermeiden, sollten die Bäume, die kein Sicherheitsrisiko darstellen, erhalten bleiben. Auch der Schwachhauser Ortsamtsleiter Werner Mühl äußerte sich kritisch zu den nun notwendigen Fällungen: Die Bäume seien während der Bauarbeiten beinahe "mutwillig" beschädigt worden, zürnte es aus dem Ortsamt.
Mathes hält die Ereignisse an der Schwachhauser Heerstraße derweil für keinen Einzelfall: Der Baumschutz rangiert in Bremen unter "ferner liefen"', konstatiert sie und betont, dass bei Bauarbeiten häufig nicht genug Abstand gewahrt werde: "Unversehrte Stämme allein reichen nicht aus, um die Bäume zu erhalten. Natürlich müssen auch die dazugehörigen Wurzeln genug Platz haben und dürfen nicht radikal gekappt werden"...Bremer Anzeiger, 9. August 2003

Dass der Baumschutz nicht nur in Bremen unter "ferner liefen" eingeordnet werden kann, ist leider Tatsache, gleich ist auch die Methode nach der unliebsame Bäume entfernt werden. Regt sich auch nur der leiseste Protest gegen geplante Baumfällungen, werden (auch in Nacht- und Nebelaktionen) kurzerhand Fakten geschaffen und das Problem ist gelöst.
Warum ist es für die Planer solcher Projekte wie das in Bremen nicht verständlich, dass alter innerstädtischer Baumbestand so ungemein wertvoll ist. Ersatzpflanzungen können nicht sofort die Funktion eines 100jährigen Baumbestandes übernehmen, dieses dauert Jahrzehnte, vorausgesetzt die nachgepflanzten Jungbäume bekommen überhaupt die Chance so alt zu werden wie ihre Vorgänger.
 
Das Astloch des Monats Oktober an die Trassenplaner und Bremer Stadgrün
für die Beweisführung, dass man mittels Bauarbeiter
auch die gesündesten Bäume kurzerhand zu Baumkrüppeln machen kann,
meint Ihr
 
Nachfolgend eine Presseerklärung der Bürgerinitiative vom 10.7.2003, der nichts mehr hinzuzufügen ist.  

Link zur Bürgerinitiative

 

Baumfrevel und Stadt(bild)zerstörung gehen Hand in Hand:
Bürgerinitative begrüßt Strafanzeige gegen Verantwortliche

Der in diesen Tagen an den Linden der Schwachhauser Heerstraße festgestellte Baumfrevel belegt eindrucksvoll die Rücksichtslosigkeit und Brutalität, mit der eine so unnötige wie zerstörerische Lkw-Trasse mitten durch Bremen geschlagen werden soll. Nachdem die Einwände und Klagen der Anwohner gegen eine überdimensionierte Trasse, die die Stadtautobahn Kurfürstenallee bis zur Hollerallee verlängert, zunächst von der Verwaltung vom Tisch gewischt worden sind, setzen nun seit einiger Zeit die Bauunternehmen den politischen Willen der großen Koalition aus CDU und SPD mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um: Bagger und Schaufel reissen blühende Hecken und Vorgärten weg und machen dabei auch vor dem alten Baumbestand keinen Halt.

Die Missachtung des Bürgerwillens wie der Natur konnte kaum deutlicher sichtbar gemacht werden, als durch die offensichtlich mutwillige Zerstörung der Bäume, die jeder umsichtigen Ausführung von Bauvorhaben widerspricht.

Neben dem Ausdruck unseres Bedauerns und der Abscheu gegenüber dem was dort passiert, können wir nur begrüßen, dass nun strafrechtlich ermittelt wird, wer für welche Taten dort verantwortlich ist.
Wir würden uns freuen, wenn dabei nicht nur die Ebene der Bauarbeiter und deren Leitung, sondern auch die für dieses Bauwerk politisch Verantwortlichen mit in den Blick polizeilicher Ermittlungen genommen werden.

Günter Knebel, zur Zeit Sprecher der
Bürgerinitiative:
"Keine Stadtautobahn durch Bremen!"
Alle Fotos und Textquelle: www.keine-stadtautobahn.de

arboristik