Weser Kurier Donnerstag, 15. Juli 2003
Weser-Kurier 15. Juli 2003
Scheitert „Stadtautobahn“ an Autobahn?
Beirat Schwachhausen kritisiert Ausbau des Concordia-Tunnels /
„Gutachten berücksichtigt A281 nicht“
Von unserem Redakteur Christian Dohle
Der Beirat Schwachhausen gibt im Kampf gegen einen vierspurigen Ausbau der Schwachhauser Heerstraße nicht auf. „Die derzeit vorliegenden Fakten reichen uns als Begründung nicht aus“, sagt Sprecher Udo Fehlberg (CDU). Ein Planungsbüro soll nun für den Beirat nach Alternativen suchen.
Widerstand aus Schwachhausen gegen den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße – das hat fast schon Tradition. Nur „zähneknirschend“ habe man dem Ausbau zwischen Kurfürstenallee und Hollerallee zugestimmt, erinnert Fehlberg an die Bedenken des Ortsbeirates, der letztlich mit Rücksicht auf die Messe und die Stadthalle sein Veto aufgegeben hatte. Bei Großveranstaltungen an der Bürgerweide sei eine vierspurige Straße wohl erforderlich, meint Fehlberg.
Für den derzeit geplanten weiteren Ausbau in Richtung Stadtmitte – von den Gegner stets als Stadtautobahn angeprangert – sieht der Beirat derzeit allerdings keine Begründung. „Das Gutachten zum Verkehrsaufkommen ist sechs oder sieben Jahre alt und berücksichtigt noch nicht den mittlerweile beschlossenen Bau der A281“, konkretisiert Fehlberg die Bedenken. Die Planung des Bauressorts mache keinen Sinn. Ändern könne sich seine Überzeugung durchaus, betont der Beiratssprecher, allerdings erst, wenn endlich Zahlen auf den Tisch kommen.
Bislang aber ist der Beirat skeptisch und sucht den Schulterschluss mit seinen Nachbarn. Zwar haben die Schwachhauser für die ins Auge gefasste Alternativplanung sogar schon Geld bereit gestellt, sähen die Beiräte Mitte und östliche Vorstadt aber gerne an ihrer Seite. Zum einen, weil man sich die Kosten teilen könne, wie Wolfram Seibert (SPD) betont, zum anderen, weil die Verkehrsführung südlich des Concordia-Tunnels noch längst nicht geklärt sei. „Solange wir nicht die Anbindung der Schwachhauser Heerstraße an das Stadtzentrum und die östliche Vorstadt kennen, können wir auch nicht über den Ausbau der Straße entscheiden“, sagt Udo Fehlberg.
Das Bauressort hält derweil an seinen Plänen fest und will die Schwachhauser Heerstraße bis südlich des Concordia-Tunnels mit vier Fahrbahnen plus zwei separaten Straßenbahngleisen bauen. „Anregungen und Bedenken“ würden im Verfahren berücksichtigt, heißt es bei Holger Bruns, dem Sprecher des mittlerweile von Senator Jens Eckhoff (CDU) geführten Ressorts.
Ein mögliches Ergebnis dieses Abwägungsprozesses skizziert Helmut Pflugradt (CDU), in der vergangenen Legislaturperiode noch Sprecher der Baudeputation. „Ziel bleiben zwei Fahrspuren in jede Richtung, doch halte ich es durchaus für möglich, dass die inneren Fahrspuren von Autos und Straßenbahn gemeinsam genutzt werden.“ Auch Dieter Focke, baupolitischer Sprecher der CDU, hätte „nichts dagegen“. Allerdings würden die Zuschüsse dann deutlich schmaler ausfallen und der Ausbau teurer.
„Das können wir uns nicht leisten“, meint Udo Fehlberg, der sich mit dem Vorschlag durchaus anfreunden könnte. Wolfram Seibert allerdings bleibt skeptisch: „Die Planer sollten erst einmal herausfinden, ob zwei Fahrbahnen überhaupt notwendig sind. Die Zahlen sind bislang wenig überzeugend.“