Bremer Luftreinhaltung = umweltpolitische Geisterfahrt

Pressemitteilung vom 20. Oktober 2005

Verteiler: Medien und Pressestellen in Bremen

Sehr geehrte Frau Journalistin, sehr geehrter Herr Journalist,

wie der heute eingetroffenen Pressemitteilung (v. 19.10.05, Auszug als Anlage beigefügt) des Bremer Senators für Bau, Umwelt und Verkehr zum Bremer Luftreinhalteplan zu entnehmen ist, gehört der überdimensionierte Ausbau der Schwachhauser Heerstraße augenscheinlich zum Konzept und gilt als
„positiver Beitrag zur Luftreinhaltepolitik“.

Zu dieser Einschätzung kann seitens unserer Bürgerinitiative nur kopfschüttelnd festgestellt werden:

„Wer Luftreinhaltung durch unnötigen Ausbau von Straßen, Einladung von noch mehr Durchgangsverkehr und freier Vollgasfahrt für gesteigerten motorisierten Individualverkehr (MIV) herstellen will, der hat den Titel umweltpolitischer Geisterfahrer wirklich verdient.

Zwei Fehlinformationen, die dieser für ganz Bremen gefährlichen, großspurigen Straßenausbauplanung zugrunde liegen, muss entschieden widersprochen werden:

1. Der Verkehr in der Schwachhauser Heerstraße fließt im jetzigen Verkehrsraum in der Regel völlig staufrei; ganz selten auftretende Staus sind kreuzungsbedingt und werden auch durch eine noch so breite Straßenaufweitung nicht beseitigt.

2. Für den ÖPNV entsteht keinerlei Verbesserung, wenn neben der hoch gepflasterten Straßenbahn mehr als eine Fahrspur vorhanden sind – im Gegenteil: Mehr Fahrfläche für Pkw zieht mehr Pkw-Verkehr an und geht im Zweifel zu Lasten des ÖPNV.

3. Der vorhandene Straßenquerschnitt der Schwachhauser Heerstraße, das haben Gutachter bestätigt, reicht aus, um den zwischen den Kreuzungen Hollerallee und Bismarckstraße/Dobben fließenden MIV auf lange Sicht aufzunehmen. Die geplante Erweiterung des Straßenquerschnitts ist daher nicht nur ein Raubbau an der Natur, der gegen Menschen und Umwelt verstößt und das Stadtbild zerstört, sondern er missachtet auch die geforderte Sparsamkeit im Umgang mit Ressourcen – die Verschleuderung der offenbar noch nicht genügend zerrütteten Bremer Finanzen eingeschlossen.

An Letzterem anknüpfend können wir es nur als einen besonderen Ausweis bremischer Souveränität ansehen, dass die nun vorgestellte Art von Luftreinhalteplanung offensichtlich die Empfehlungen eigener (wie teurer?) Gutachter ignoriert, die im Mai 2004 für den Auftraggeber „Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, Ansgaritorstraße 2, 28195 Bremen“ unter dem Titel „Ausbreitungsrechnungen für den Bereich der Messstation Verkehr 1 in Bremen zur Ursachenermittlung der erhöhten NO2- und PM10-Immissionen – Erstellung eines Minderungs-/Massnahmenplans“ in gleicher Sache und für den gleichen Ort die folgende Empfehlung erarbeitet und in der „Einschätzung der Wirksamkeit“ mit +++ (= positiver Höchstwert) beurteilt haben:
Straßenrückbau …entweder in Form eines kompletten Rückbaus, was einer Sperrung gleichkommt, oder durch REDUKTION der Fahrstreifenzahl oder –breite.“ Hervorhebung BI, Gutachten Ingenieurbüro Lohmeyer, Karlsruhe, Seite 58.

Wie bei dem Phänomen „Geisterfahrt“ auf der Autobahn: Wenn (auch) die Sache mit der Luftreinhaltung nicht so (tod)ernst wäre, dann könnte mensch darüber lachen.“

Für den Abdruck dieser Zeilen oder die Aufnahme in Ihre Berichterstattung zum Thema danken wir bereits im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Günter Knebel, zur Zeit BI-Sprecher

Auszug
aus der Pressemitteilung des Senators für Bau, Umwelt und Verkehr vom 19. Oktober 2005

 

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"Eckhoff teilte Überlegungen eine Absage, vor dem Hintergrund der Überschreitungen auf einen weiteren Ausbau der Schwachhauser Heerstraße zu verzichten. „Die geplante Maßname trägt an dieser Stelle zu einer erheblichen Verbesserung des ÖPNV bei. Gleichzeitig wird für fließenden Verkehr gesorgt mit dem Resultat, dass sich der Verkehr weniger staut. Deshalb ist der Ausbau der Schwachhauser Heerstraße ein positiver Beitrag zur Luftreinhaltepolitik."
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