Weser-Kurier 30. Mai 2009

Weser - Kurier / Bremer Nachrichten, 30. Mai 2009, Seite 9

Concordia-Tunnel bleibt Pfingsten dicht
Zum Finale gibt's an der Großbaustelle wieder eine Vollsperrung /
Weg am Theater weiterhin unpassierbar

Von Volker Junck

Bremen-Schwachhausen. So langsam reicht es aber auch. Pfingsten ist das Finale für die Großbaustelle Concordia-Tunnel. Wegen der Vollsperrung bis zum Mittwochmorgen sind vor allem die Autofahrer noch einmal heftig gefordert. Rund 25 000 Fahrzeuge passieren täglich das Nadelöhr zwischen Schwachhausen und Östlicher Vorstadt. Sie müssen nun alle einen Umweg in Kauf nehmen.

Das geht nicht ohne Staus und zäh fließenden Verkehr. Auch gestern, im vorpfingstlichen Berufs- und beginnenden Ausflugsverkehr, standen die Autos aus beiden Richtungen dicht an dicht auf den Umfahrungsstraßen.
Anlass der Vollsperrung ist der letzte Akt am Brückenbauwerk. Dort wird ab Mitternacht zum Sonntag das Mittelteil aus zwei vormontierten Segmenten eingehoben. Dazu bauten Arbeiter gestern einen 56 Meter hohen Kran auf Raupen auf. Ein Monstrum, das die Baustellen-Freaks anlockt. Wie den Zahnarzt Florian Bertzbach, der mit seiner Kamera die gesamten Bauarbeiten begleitet hat und sich natürlich das Finale nicht entgehen lässt. "Ab Mitternacht bin ich dabei. So etwas wird einem ja nicht alle Tage geboten." Die Aufnahmen stellt er unter www.foto.bertzbach.de ins Internet.
Die Zeit bis zur Montage der zweigleisigen Mittelbrücke am Sonntagmittag kann er sich mit dem pensionierten Eisenbahner Wolfgang Sauer vertreiben. Der war vor vielen Jahren als Kran-Aufsicht dabei, als die erste Brücke in die Concordia- Unterführung geschoben wurde. Nun interessiert ihn auch die Aufweitung von 23,5 auf 31 Meter mit allen technischen Herausforderungen brennend. Anderen bereitet das gemeinsame Vorhaben von Bahn und Stadt weniger Vergnügen, vor allem Fußgängern und Radlern, die normalerweise den Weg am Bahndamm zwischen Herderstraße und Schwachhauser Heerstraße nutzen.
Weil sich am Vorbau des Concordia-Theaters Risse gezeigt hatten, wurde die Vorderfront im März mit Balken abgestützt. Die stehen immer noch, obwohl die "reine Vorsichtsmaßnahme", so die Bahn, nur kurzfristig gelten sollte. Ein Bahnsprecher erklärt die langfristige Barriere nun damit, dass erst ein Gutachten klären soll, wie groß der Schaden am Theater ist und welche Sanierungsmaßnahmen notwendig sind.
Ursache des Schadens sind Ramm- und Gründungsarbeiten. Insgesamt stehen 100 Gebäude im Umfeld der Baustelle unter ständiger Beobachtung; bei sieben Immobilien wurden Risse dokumentiert. Wann der Weg am Concordia-Theater wieder passierbar ist, kann der Bahnsprecher derzeit nicht sagen.
Brückenteile rein, Gleise drauf und verbunden - das geht fix heutzutage. Die ersten Züge werden schon morgen über das Mittelteil rollen. Für die Verkehrsteilnehmer unten auf der Straße bleibt die Unterführung aber noch bis Mittwochmorgen dicht. Die Bahn braucht die Zeit, um den großen Kran wieder abzubauen, auf Lastwagen zu verfrachten und abzutransportieren.
Dazu kommen umfangreiche Aufräumarbeiten. So sind auf Schwachhauser Seite viele Tonnen Schotter aufgeschüttet, auf denen der riesige Raupenkran steht. Abgebrochen werden muss auch noch eine Mauer der alten Brücke. Doch das passiert später. Im Juli wird der Tunnel noch einmal von der Bahn gesperrt, bevor diese im September endgültig ihren Part für beendet erklären kann.
Die Stadt braucht noch bis nächstes Jahr, um die Straße mit zwei überbreiten Fahrspuren und einer eigenen Trasse für die Straßenbahn fertigzustellen. Da die Oberleitungen gestern Abend abgebaut wurden, wird die Linie 4 am Wochenende durch Busse ersetzt. Allerdings nur bis Dienstag zum Betriebsbeginn. Dann fährt die Bahn wieder normal, während sich Autofahrer noch bis Mittwochmorgen gedulden müssen.

Fotos zum Artikel = pdf-Datei und unter www.foto.bertzbach.de