Weser Kurier Freitag, 28. November 2003

Weser-Kurier 28. November 2003

Eckhoff ermuntert Bürgerinitiative
Überraschende Aussage zur Schwachhauser Heerstraße
Von unserem Redakteur Volker Junck

Können die Anwohner der vorderen Schwachhauser Heerstraße ihre Vorgärten in voller Größe behalten? Bleibt ihnen eine vierspurige „Stadtautobahn" erspart? Hoffnungen in dieser Richtung weckte überraschend Bausenator Jens Eckhoff (CDU), als er gestern zusammen mit der BSHG den Teilabschnitt zwischen Kürfürstenallee und Hollerallee einweihte.


Werner Mühl, Jens Eckhoff und Georg Drechsler
(von links) vereint am Spaten

Die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen" umrahmte die Einweihungs-
zeremonie mit Transparenten, hielt sich aber ansonsten dezent zurück. Zur Erinnerung an einige dem Straßen- und Gleisbau zum Opfer gefallene Bäume hatte ihr Sprecher Günter Knebel eine große
Pappsäge mitgebracht, die Jens Eckhoff höflich in Empfang nahm.
Dessen Ermunterung, die Initiative möge sich weiterhin hartnäckig gegen die Politik zur Wehr setzen, stieß auf erstauntes Aufhorchen. Zumal der Chef der Baubehörde mitteilte, die Planungen für den restlichen Teil bis zum Concordia-Tunnel liefen noch und über sie würde erst im Februar nach einer Verkehrs-Simulation für den gesamten Bereich bis zum Remberti-
kreisel entschieden. Denkbar wäre also auch eine zweispurige Trasse zwischen Hollerallee und Tunnel mit einer gemeinsamen Spur für Individualverkehr und Straßenbahn vor der Eisenbahn-Unterführung.
Das würde laut Eckhoff derzeit in den Koalitions-Fraktionen von CDU und SPD diskutiert.

In der Praxis hieße das: Die Grundstückseigentümer müssten nicht einen Teil ihrer Vorgärten opfern und möglicherweise blieben auch die alten Bäume am jetzigen Straßenrand stehen. Sie tragen derzeit Trauer mit großen Kreuzen an den Stämmen.
Im nun fertig gestellten Teilstück zwischen Hollerallee und Kürfürstenallee stehen inzwischen 69 neu gepflanzte Bäume, die der Heerstraße wieder zum ursprünglichen Charakter einer Allee verhelfen sollen. Jens Eckhoff, BSAG-Vorstand Georg Drechsler und Ortsamtsleiter Werner Mühl schwangen gemeinsam den Spaten, um die Baumreihe symbolisch zu vollenden. Drechsler: „Das wird wie bei der neuen Linie 4 nach Borgfeld laufen, wo erst alle geschrieen haben und sich jetzt über die vielen neuen Bäume freuen"
Eckhoff bezeichnete das vierspurige Teilstück als „ganz normale Stadtstraße" mit guten Rad- und Fußwegen. Der von der Bürgerinitiative geprägte Begriff einer „Lkw-Trasse" sei völlig irreführend. Er bezifferte die Baukosten auf 8,8 Millionen Euro.
Georg Drechsler erinnerte noch einmal an die schwierige Erneuerung der maroden Straßenbahngleise mit einem Austausch des Untergrundes bis zu vier Metern Tiefe. Dies hätte eine besondere Logistik erfordert. Nun fahre die Linie 4 leise auf einem seperaten Gleiskörper.
Für das kommende Jahr kündigte er den notwendigen Austausch der Schienen bis zum Gleisdreieck am Dobben an. „So oder so." Was heißt: Die BSAG kann nicht noch warten, bis die Politik eine endgültige Entscheidung zum Verkehrskonzept zwischen Hollerallee und Remberti-Kreisel mit dem Nadelöhr Concordia-Tunnel getroffen hat.


Allee der Kreuze an der vorderen Heerstraße zwischen Hollerallee und Concordiatunnel.
Fotos: Jochen Stoss