Weser-Kurier 13. Januar 2007
Weser Kurier, 13.01.2007, Bremen - Teil, Seite 15
Wärmedämmung statt Kohlekraftwerk
BUND stellt Forderungen für die nächste Legislaturperiode
/ Abriss der Hochstraße empfohlen
Von unserem Redakteur Volker Junck
BREMEN. Wie hält es die Politik mit der Umwelt? Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zog gestern in seiner Geschäftsstelle eine Bilanz für die im Mai zu Ende gehende Legislaturperiode. Zugleich stellte er auch seine Forderungen an die künftige Regierung vor. Verlangt werden konkrete Maßnahmen zum Umweltschutz."Der Treibhaus-Effekt ist endlich auch in den Köpfen der Menschen angekommen", sagt der BUND-Vorsitzende Helmut Horn. Bremen sei zwar nur ein winziges Element beim globalen Handeln, könne sich aber trotzdem seiner Verantwortung für die Umwelt nicht entziehen. Es gebe durchaus Erfolge in der laufenden Legislaturperiode wie die Unterschutzstellung des Hollerlandes. Doch künftig müsse mehr getan werden zur Reduzierung von Kohlendioxid, von Lärm und Feinstaub durch den Straßenverkehr und für den Erhalt von Grünflächen. Für Klaus Prietzel, im BUND-Vorstand für Energiefragen zuständig, steht dabei der Verzicht auf das geplante Kohlekraftwerk im Hafen ganz obenan. Mit dem 800-Megawatt-Kraftwerk unterlaufe Bremen die angestrebte Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen und riskiere eine starke Erwärmung der Weser durch Kühlwasser. Das wirtschaftliche Risiko für das Energieunternehmen swb durch die Abhängigkeit von Kohle und durch die neuen EU-Emissionsgesetze sei zudem nicht abzusehen. Alternativen für den BUND sind Investitionen in die Wärmedämmung von Gebäuden und der Ausbau erneuerbarer Energien.
Prietzel: "Bremens Fahrplan für die nächste Legislaturperiode bis 2011 muss die Reduzierung von Treibhausgasen um zehn Prozent sein". Laut Beatrix Wuppermann, im Vorstand für den Bereich Verkehr zuständig, leiden 60 Prozent aller Deutschen unter Verkehrslärm und Autoabgasen. Sie empfiehlt die Einrichtung einer Umweltzone in der Innenstadt, die nur noch für schadstoffarme Fahrzeuge frei sein darf. Weitere Forderungen: Tempo 30 auf hoch belasteten Hauptverkehrsstraßen und der Abriss der Hochstraße beim Bahnhof. Nur so könne sich ein lebenswertes Wohnquartier anstelle des gegenwärtigen Rembertikreisels entwickeln. Generell, so Wuppermann, müsse Bremen auf den Bau weiterer Straßen verzichten und das Geld in gute Radwege und den öffentlichen Nahverkehr stecken.
Geschäftsführer Martin Rode nahm sich die Flächenpolitik vor: Bremen sei immer noch eine grüne Stadt und müsse diesen Standortvorteil wahren. Wichtig seien der Erhalt "autofreier Mobilitäts- achsen" und die weitere Entwicklung zur Stadt am Fluss. Die Weser - deren Vertiefung der BUND ablehnt - müsse mehr Freizeitqualität bieten. Zielvorgabe für die nächste Legislaturperiode sei: maximal 30 Hektar Flächenverbrauch jährlich in Bremen, im hoch verdichteten Bremerhaven null Hektar.