Weser-Kurier 23. September 2004
Weser Kurier Online, 23. September 2004
Protest mit einem riesengroßen Ohr
Demonstrationen gegen den geplanten Ausbau
der Schwachhauser Heerstraße gehen weiter
Von unserer Mitarbeiterin Christine Cornelius
Vor einem überdimensional großen Ohr prangt ein Banner. "Keine Stadtautobahn durch Bremen" steht darauf in dicken Lettern geschrieben. Die Forderung ist bekannt in der Hansestadt - schon seit 1988 ist die Bürgerinitiative aktiv.
Jetzt protestierte sie gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Bürgerinitiative "Rembertiring" an der Ecke Schwachhauser Heerstraße / Bismarckstraße erneut gegen den geplanten Ausbau. "Das Ohr steht symbolisch für unsere Empfindlichkeit gegen Lärm", erklärte Ulrich Draub von der Bürgerinitiative "Rembertiring". Er befürchtet, dass durch den vierspurigen Ausbau der Schwachhauser Heerstraße bis zum Breitenweg noch mehr Verkehr angezogen wird. Und das sei gefährlich, denn "Lärm macht krank".
"Durch unsere Aktion möchten wir Verkehrteilnehmer auf das Problem aufmerksam machen und Politiker erreichen", sagte Draub. Momentan passierten täglich etwa 20 000 Autos die Kreuzung. Nun solle die Straße so ausgebaut werden, dass mühelos 40 000 Fahrzeuge durchfahren könnten.
Von Ortspolitikern und betroffenen Beiräten würden die Initiativen in ihren Forderungen unterstützt, freut sich Draub. "Auch die Grünen ziehen mit." Im Senat herrsche momentan "eine gewisse Unsicherheit". Besonders Bau- und Wirtschaftssenatoren müssten noch überzeugt werden. "Derzeit stehen die Chancen 50 zu 50", schätzt der Sprecher der Bürgerinitiative.
Kai von Ahm, Vertreter des BUND, denkt langfristig an einen Abriss der Hochstraße am Breitenweg. Der Durchgangsverkehr müsse aus der Bremer Innenstadt heraus gehalten und auf knotenfreie Bundesstraßen oder Autobahnen verlagert werden. Dadurch würde die Attraktivität der Bahnhofsvorstadt wesentlich gesteigert.
Unterdessen begrüßt der ADAC ein Gutachten der Handelskammer, nach dem ein weiterer Ausbau der Schwachhauser Heerstraße "dringend erforderlich" sei. Der Automobilclub geht davon aus, dass "der bisherige sehr geringe Schwerlastverkehr" auch nach dem Ausbau nicht spürbar ansteigen werde.
Uwe Warnken hingegen kann dem Vorschlag der Handelskammer nichts abgewinnen. Als Vorstandmitglied der SPD Schwachhausen Südost unterstützt er die beiden Bürgerinitiativen. "Die Beiräte wollen maximal einen einspurigen Ausbau akzeptieren", stellt er klar. Senat und Verwaltung seien allerdings gegen diesen Kompromiss, einer verstecke sich hinter dem anderen. Warnken stört vor allem das Argument der Gegenseite, durch einen Ausbau werde es zu weniger Staus kommen. "Hier hat noch niemand einen Stau gesehen", sagt er aufgebracht. Die Anwohner empfänden das ähnlich, das könne man schon an der breiten Unterstützung ablesen.
Günter Knebel, Sprecher der Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen" macht vor allem das Amt für Straßen und Verkehr Sorgen. Er habe Zweifel, ob ihre Forderungen Erfolg haben werden, obwohl "der politische Druck von unten" da sei. Er setze jedoch auf die Unterstützung der Beiräte und Anwohner.
Gregor Mumpro von der Interessengemeinschaft der freien Berufe und Unternehmer fürchtet, dass ein durch den Ausbau verursachtes erhöhtes Verkehrsaufkommen starke bauliche Schäden ausrichten könnte. "Die alten Häuser am Dobbenweg sind alle auf Pfählen gebaut", sagt er besorgt. "Für sie wäre mehr Verkehr eine große Belastung."
Nähere Informationen bei Ulrich Draub unter Telefon 32 54 98 oder im Internet unter www.keine-stadtautobahn.de.