Weser-Kurier 27. April 2006
Weser Kurier / Stadtteil-Kurier Nordost 27. April 2006 online
"Ausbau löst die Verkehrsprobleme nicht"
SCHWACHHAUSEN. Der geplante vierspurige Ausbau der Schwachhauser Heerstraße zwischen Hollerallee und Bismarckstraße war das zentrale Thema auf der jüngsten Sitzung des Schwachhauser Beirats. Diplomingenieur Dietrich Stempel vom "Büro für Integrierte Verkehrsplanung" stellte ein neues Alternativgutachten vor. Anlass der Untersuchung war die Klage zweier Anwohner gegen das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau. Außerdem sollte geklärt werden, ob die Argumente der Befürworter stichhaltig sind. Sie hatten argumentiert, dass ein Ausbau den Verkehrsfluss verbessern würde. Stempels Fazit fällt eindeutig aus: "Der Ausbau löst nicht die heutigen und zukünftigen Verkehrsprobleme. Verkehrsplanerisch gesehen, ist der zweistreifige Ausbau der Schwachhauser Heerstraße stadteinwärts zwecklos. Stadtauswärts ist er nicht notwendig." Diese Schlüsse zieht Stempel aus der Untersuchung der Verkehrsqualität und -kapazität, mit der ihn die "Interessengemeinschaft Aufweitungsgeschädigter in der Schwachhauser Heerstraße" beauftragt hatte. Aus der Verkehrsbeobachtung in den Hauptverkehrszeiten gehe hervor, dass der stockende Verkehr durch Knotenpunkte wie an der Kreuzung Bismarckstraße verursacht werde, so Stempel. "Ausgebaut werden soll aber die Schwachhauser Heerstraße mit gutem Verkehrsfluss". Als tatsächliches Nadelöhr benannte der Gutachter die Kreuzung Schwachhauser Heerstraße/ Hollerallee, deren Kapazitäten erschöpft seien. Die Ursachen für den schlechten Verkehrsfluss mit langen Rückstaus sieht der Experte in einer fehlenden Rechtsabbiegespur und in der Bevorzugung des öffentlichen Personennahverkehrs. Außerdem gebe es nur anderthalb Spuren für den Geradeausverkehr. An diesem Streckenabschnitt würde sich mit dem Ausbau aber nichts ändern, unterstrich Stempel. Als Alternativlösung schlägt er überbreite einstreifige Fahrbahnen von 4,50 bis 4,75 Metern Breite mit einer Aufweitung an den Knotenpunkten vor.
Eingeladen waren auch Vertreter der Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen" und der Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt, vertreten durch Monika Heuß. Ernst Kittlaus, stellvertretender Ortsamtsleiter, nahm nach einer Aussprache im Namen des Beirats "wohlwollend Vortrag und Ergebnisse zur Kenntnis". Der Beirat fordert den Senat auf, Abstand von dem Projekt zu nehmen. Die "Interessengemeinschaft Aufweitungsgeschädigter" hat eine Presseerklärung zur Beiratssitzung formuliert, die auf der Internetseite www.keine-stadtautobahn.de abrufbar ist. Die Initiative dankt dem Beirat, dass er eine umweltschonende Alternativplanung erstellen ließ. Dies sei damals nur gegen den Widerstand der zuständigen Behörde des Innensenators möglich gewesen. Die Interessengemeinschaft fordert mehr Mitwirkungsrechte für kommunale Beiräte. Außerdem wirbt sie für den Ankauf einer "Bremer Luftaktie" als persönlichen Beitrag zur Luftreinhaltung. Das zweite Hauptthema der Beiratssitzung war die Verkehrssicherheit im Stadtteil. Wolfgang Meyerdierks von der Direktion Wasserschutz- und Verkehrspolizei schätzte die Unfallhäufigkeit in Schwachhausen im Vergleich zum Stadtgebiet als "normal" ein. Der einzige Brennpunkt sei der Verkehrsknoten "Stern". Dort gab es im vergangenen Jahr 48 Unfälle. Für den Beirat sah Meyerdierks keinen Handlungsbedarf, denn: "Da ist nichts zu machen".