Weser-Kurier 19. Oktober 2007
Weser - Kurier / Bremer Nachrichten 19. Oktober 2007 (S. 10)
Deputierte diskutieren heute über Umweltzone in Bremen
BUND fordert rasche Einrichtung / Handelskammer skeptisch
Von unserer Redakteurin Elke Hoesmann
BREMEN. Während Umweltschützer die zügige Ausweisung einer Umweltzone in Bremen fordern, warnt die Handelskammer vor"Aktionismus". Zunächst müsse eine einvernehmliche Lösung gefunden werden, die auch für den Einzelhandel verkraftbar sei, sagte Andreas Otto von der Handelskammer. Der Abstimmungsprozess mit den Trägern öffentlicher Belange habe aber noch nicht begonnen. Zudem sei derzeit völlig unklar, wie sich der Verkehr verlagere, wenn im Citybereich Fahrverbote für ältere Diesel und Benziner ohne Kat gälten.
Wie berichtet, sollen die ärgsten Abgas-Sünder nicht mehr durch die Altstadt (und eventuell Neustadt) fahren. Als Termin wurde der Herbst 2008 genannt. Am heutigen Freitag beraten darüber die Deputationen für Umwelt sowie für Bau und Verkehr in einer Sondersitzung. Nach Plänen der Umweltbehörde müssen Pkw mindestens die Abgasnorm Euro 3 (gelbe Plakette) erfüllen, wenn sie in die Umweltzone wollen. Leichte Nutzfahrzeuge und Lkw sollen die Schadstoffklasse Euro 4 (grüne Plakette) haben, Lkw über zwölf Tonnen Euro 5.
Rund 75 Prozent der Bremer Pkw könnten schon heute eine grüne Abgas-Plakette erhalten und somit problemlos die Zone befahren, sagte Georg Wietschorke vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bremen. "So schnell wie möglich" müsse diese kommen, größer sein als von der Behörde vorgeschlagen und das ganze Jahr gelten.
Überraschung am Rande: Im Gegensatz zum Umweltressort hält der BUND geringere Auflagen in der Anfangsphase für sinnvoll: Bis 2010 sollten nur Fahrzeuge, die keine Plakette erhalten, in der Umweltzone verboten sein. So hätten Unternehmen und Privatnutzer mehr Zeit, ihre Wagen nachzurüsten. Dies steigere die Akzeptanz. Gleichwohl sei der Anteil von Fahrzeugen, die dann nicht mehr in die City dürften, relativ hoch, erklärt die Kammer. Die Gefahr bestehe, dass deren Besitzer künftig verstärkt Einkaufszentren im Umland ansteuerten. Auch kleinere, nicht so finanzstarke Unternehmer kämen mit alten Dieseln nicht mehr in die Umweltzone, sagte Syndikus Otto. Sie müssten kostenpflichtige Ausnahmegenehmigungen beantragen.
Etwa 20 deutsche Großstädte arbeiten laut BUND derzeit an der Ausweisung von Umweltzonen. In diesen würde die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxiden um zehn bis 15 Prozent sinken. Bremen will mit etwas strengeren Auflagen mehr erreichen. Wie und von wem in der Umweltzone kontrolliert wird - darüber ist bislang wenig bekannt.