Weser Kurier (Stadtteil) 22. März 2007
Weser Kurier, Stadtteil - Kurier Nordost, 22.03.2007, S. 3
"Linde des Widerstands"
Bürgeriniativen starten Aufforstungsaktion in der
Schwachhauser Heerstraße
Von unserem Mitarbeiter Andreas Hölling
SCWACHHAUSEN. Die Wunden der umstrittenen Abholzungsaktion sind noch nicht verheilt, da bekunden rund 300 Demonstranten lautstark ihren Willen zur Fortsetzung des Protestes. Am Sonnabend zogen sie durch die Schwachhauser Heerstraße, um eine "Linde des Widerstands" zu pflanzen. Sie ist inzwischen von Stadtgrün wieder entfernt worden. Trassengegener verhinderten derweil das Ausgraben alter Baumstümpfe. Sie sei noch immer wütend und fassungslos über den Umweltfrevel, der hier geschehen sei, ruft Karin Mathes von einem orangenen Baufahrzeug aus den Zuschauern zu. Die provisorische Bühne steht an der Schwachhauser Heerstraße/
Ecke Hollerallee, dort, wo wenige Wochen zuvor die Kettensägen von Stadtgrün in den frühen Morgenstunden 16 Linden abholzten. "Dass so etwas angesichts des Klimawandels überhaupt noch möglich ist", empört sich die stellvertretende Bürgerschaftspräsidentin. Lauten Beifall erntet sie dann, als sie von der "verkommenen politischen Kultur in Zeiten der Großen Koalition" spricht. Alternativen seien nicht einmal berücksichtigt worden, ärgert sich auch CDU-Mann Udo Fehlberg, ebenso wenig wie Verkehrsentwicklungen durch die neue A281. Drei Beiräte hatten sich gegen die Fällung der Bäume ausgesprochen. Fehlberg: "Die Interessen der Bürger dürfen nicht bei Nacht und Nebel unter den Teppich gekehrt werden." Gemeinsam mit Mathes hat der Sprecher des Beirats Schwachhausen die Patenschaft für die frisch gepflanzte "Linde des Widerstands" übernommen. Eine Patenschaft, deren Parteikonstellation einen der "Mitschuldigen" an der Abholzung möglicherweise erfreut hätte: Jens Eckhoff, zu seiner Zeit als CDU-Bausenator für das Vorantreiben der Pläne zum Ausbau der Hauptstraße mitverantwortlich, forderte 2004 eine "Schwarz-Grüne"-Kooperation. Doch Eckhoff ist schon lange nicht mehr Senator, und nun richtet sich die Wut der 300 Bürger gegen Nachfolger Roland-Mike Neumeyer sowie dessen Senatskollegen von SPD und CDU. Von "Ohnmachtserfahrung" spricht beispielsweise Günter Knebel, langjähriger Aktivist der bereits 1988 gegründeten Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen!". Er konstatiert dem Land Bremen eine "Salamitaktik" beim Ausbau seiner Verkehrsachsen: "Erst wird die ganze Strecke in Teilabschnitte zerlegt und dann einzeln umgebaut." Eine Einschätzung, die auch Mathias von Rotenhan teilt. Vor dem Backsteinbau der Centauren-Apotheke am Dobbenweg entwirft er gleich zu Beginn der Demonstration sein Schreckensszenario: "Eine vierspurige Straße auf der Lkw entlang donnern". Schon heute gebe es hier die zweithöchste Feinstaubbelastung im Land, so Rotenhan von der Bürgerinitiative "Rembertiring". Seit einem halben Jahr warte man zudem auf eine Stellungnahme des Petitionsausschusses wegen der Baumaßnahmen. "Es ist menschenverachtend, bei der Belastung hier noch mehr Verkehr durchzuführen", betont er. Rotenhans Resümee: "Wir werden nichtresignieren sondern weiterkämpfen, schließlich wurde die Mozarttrasse auch erst im letzten Moment gestoppt."
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