Weser Kurier, 7. Juli 2005 online: Stadtteil-Kurier Mitte und Nordost

Protestmarsch gegen Stadtautobahn
Knapp 200 Menschen folgten dem Aufruf von Bürgerinitiativen und Interessenvereinigungen
Von unserer Mitarbeiterin Andrea Suhn

SCHWACHHAUSEN. Ohrenbetäubender Lärm hallt durch den Concordia-Tunnel. Zwei Männer mit Presslufthämmern spielen Bauarbeiter. Aus zwei Lautsprechern dröhnt es, bis ein Mann mit Zylinder und falschem Bart das Wort ergreift. Theater zum Auftakt des Protestmarsches gegen die geplante "Stadtautobahn" durch Schwachhausen und die Östliche Vorstadt.Die Bürgerinitiativen "Keine Stadtautobahn durch Bremen!", Rembertiring und die "Interessenvereinigung freier Berufe und UnternehmerInnen", die "Interessengemeinschaft Aufweitungsgeschädigter" und die Aktion Volksbegehren "Für unser lebenswertes Bremen!" haben sich einiges einfallen lassen. Nach dem Vorbild der Eiswette stritten sich der Rembertischneider (Peter Constabel), "Bausenator Stenz Dickhoff" (Mathias Rotenhan) und der Wettnotar (Reinhard Pahl) Pahl über den geplanten Ausbau der Heerstraße. Knapp 200 Gegnerinnen und Gegener des Vorhabens jubelten und gröhlten. Das Bläserensemble "Lauter Blech" machte die Musik dazu.Nebenbei wurden Unterschriftenzettel für den Antrag eines Volksbegehrens herumgereicht. Unter dem Motto "Für ein lebenswertes Bremen!" soll der innerstädtische Straßenaus- und -neubau gestoppt werden. Mitinitiator Jan Saffe, der auch schon Unterschriften für den Bürgerantrag für eine andere Wirtschafts- und Verkehrspolitik gesammelt hatte, ist zuversichtlich: "Wir brauchen insgesamt 4600 Unterschriften und haben schon jetzt knapp 3500." Uta Gerpott unterzeichnet. "Ich nehme regelmäßig an Aktionen dieser Art teil", sagt die frühere Lehrerin. "Einerseits weil ich als Anwohnerin selber von einem Ausbau betroffen wäre. Andererseits möchte ich auch ein Zeichen gegen die sinnlosen Geldausgaben des Senats setzen." Auch Gundula Butsche unterschreibt das Papier. "Ich habe zwei kleine Kinder", sagt sie. "Schon jetzt donnern hier sehr viele Lkw lang. Wenn das noch mehr wird, ist es für meine Kinder hier einfach zu gefährlich."Am Rembertiring machten die Protestler lautstark auf sich aufmerksam. Der alte Kämpe Olaf Dinné erinnerte an den erfolgreichen Kampf der Bürger in den Siebzigern gegen die Mozarttrasse. "Wenn in der Stadt was falsch läuft, dann muss man das auch kundtun", findet Hanni Meier. Mitorganisator Günter Knebel von der Bürgerinitiative "Keine Stadtautobahn durch Bremen" ist von dem Engagement der Teilnehmer begeistert. "Es ist schön zu sehen, dass sich so viele Leute für unsere Aktionen begeistern und sich für die Stadt einsetzen", sagt er. "Nur wenn man Zeichen setzt, kann sich auch etwas verändern." >> Näheres im Internet unter www.keine-stadtautobahn.de. Volksbegehren: 49 49 42 (Saffe).