Weser Kurier, 14. September 2005 online
Koalition verteidigt Lkw - Führungnetz gegen Kritik
Eckhoff will Feinstaub-Belastung mit neuem Routenplan senken / Grüne: Zahnloser Papiertiger ohne Sanktionen
Von unserem Redakteur Christian Dohle
BREMEN. Das Lkw-Führungsnetz sorgt weiter für Diskussionen - so wie gestern in der Stadtbürgerschaft. Während die Koalition aus SPD und CDU den Vorschlag aus dem Hause von Verkehrssenator Jens Eckhoff (CDU) verteidigte, hielt die Grünen-Opposition an ihrer Kritik fest. Das Führungsnetz sei ein "zahnloser Papiertiger", prangert die Baupolitikerin Karin Krusche an. "Denn keiner wird gehindert, Abkürzungen zu nutzen." Nicht alles Wünschenswerte sei auch in der Praxis umzusetzen, hielt Eckhoff ihr entgegen. Und: "Natürlich wären wir in einer anderen Situation, wenn die A 281 und damit der Autobahnring um Bremen herum schon fertig wäre."Mit Wegweisungen an Autobahnen und einer an Spediteure verteilten Straßenkarte will das Verkehrsressort, wie berichtet, den Lkw-Verkehr nach langer Diskussion auf festgelegte Routen beschränken. Auch, wie Eckhoff betont, um die Feinstaubbelastung an den neuralgischen Punkten zu senken. So soll die Innenstadt beispielsweise vollständig vom Durchgangsverkehr ausgenommen werden."Es gibt keinerlei Verbote, Kontrollen oder Sanktionen", warf Krusche dagegen dem Senator vor. Vielmehr seien die an die Spediteure verteilten Karten gut geeignet, um sich Abkürzungen durch Bremen hindurch zu suchen. "Wir müssen die Menschen vor dem Lärm schützen", sprach sie sich für "rigide Maßnahmen" aus. Das Lkw-Führungsnetz sei da nur ein Feigenblatt ohne jede Verbindlichkeit.CDU-Baupolitiker Dieter Focke lobte das Führungsnetz indes als ausgewogenen Kompromiss. Der Lkw-Verkehr werde bis 2010 um fast 50 Prozent zunehmen, verwies er auf aktuelle Prognosen. Zudem würden viele Firmen die Maut auf den Autobahnen scheuen und stattdessen durch Bremen hindurch eine Abkürzung suchen. "Der Schleichverkehr hat zugenommen", stellte Focke fest. Senator Eckhoff solle prüfen, so seine Bitte, ob man Bundesstraßen in die Maut mit einbeziehen könne. Auch einen Maut-Verzicht auf dem Autobahnring um Bremen herum solle man in Erwägung ziehen.Positiv äußerte sich auch Reimund Kasper (SPD). "Wir wollen, dass der Wirtschaftsstandort Bremen gut erreichbar bleibt und die Bewohner möglichst wenig belästigt werden", versicherte er und sieht in der aktuellen Planung einen guten Kompromiss. Der Wirtschaftsstandort werde gesichert, die Menschen vor Lärm und Abgasen geschützt. Zudem sei ein angenehmer Nebeneffekt für die Brummi-Fahrer mit der neuen Routenführung verbunden. Immer wieder nämlich würden sich Laster unter zu niedrigen Brücken festfahren. "Das", so Kasper, "wollen wir verhindern."