Weser-Kurier 4. November 2004

Weser Kurier Online, 4. November 2004


Beiräte wollen Widerstand fortsetzen
Streit um Schwachhauser Heerstraße hält an / "Vierspuriger Ausbau macht
keinen Sinn"

Von unserem Redakteur Christian Dohle


Der Streit um den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße geht weiter: Zwar
haben sich die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und CDU mit dem Bauressort
auf eine neue Variante rund um den Concordia-Tunnel geeinigt. Die Beiräte
allerdings sind auf den Barrikaden. Mehr als zwei Stunden tagten sie am
Dienstagabend. Ergebnis: Der Widerstand gegen die vierspurige Lösung wird
fortgesetzt.

Es war nur Zufall, hätte aber eine perfekte Regie sein können. Ausgerechnet
für Dienstagabend hatten sich die "Fachausschüsse Verkehr" der Beiräte
Mitte, Schwachhausen und Östliche Vorstand zu einer gemeinsamen Sitzung
verabredet, um über den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße zu diskutieren -
wenige Stunden, nachdem Bausenator Jens Eckhoff (CDU) eine mit CDU- und
SPD-Fraktion abgestimmte neue Ausbauvariante präsentiert hatte.

Nach zweieinhalb Stunden teils hitziger Diskussion stand das Ergebnis fest:
Die Beiräte lehnen die Planung des Bauressorts ab. "Wir sind nach wie vor
für eine einspurige Lösung mit separatem Bahnkörper", gab Ernst Kittlaus,
stellvertretender Ortsamtsleiter in Schwachhausen, die Diskussion wieder.

Dabei berufen die Beiräte sich ausgerechnet auf das Gutachten der
Handelskammer, die an der Eckhoff-Lösung maßgeblich beteiligt gewesen sein
soll. "Die vom Gutachter gemessenen Verkehrsmengen belegen die Beobachtung,
dass selbst heute im Berufsverkehr kein Stau festzustellen ist", heißt es in
einer gemeinsamen Erklärung der Beiratssprecher Udo Fehlberg
(Schwachhausen), Monika Heuß (Mitte) und Ute Treptow (Östliche Vorstadt).

Sie verweisen zudem auf einen prognostizierten Rückgang des Autoverkehrs bis
zum Jahr 2015. Deshalb mache es keinen Sinn, so die einhellige Auffassung
der Beiratsmitglieder, bei sinkenden Verkehrszahlen die Straße zu erweitern.
"Jeweils eine 4,75 Meter breite Spur in jede Richtung reicht unserer
Auffassung nach völlig aus", sagte der Ortsamtsleiter Mitte/Östliche
Vorstadt, Robert Bücking.

Die Koalition muss sich deshalb auf reichlich Gegenwind aus den Beiräten
einstellen. "Wir fordern den Bausenator auf, unsere Stellungnahme in dem
Planfeststellungsverfahren zu berücksichtigen und sich von dem überflüssigen
Monumentalbau zu verabschieden", heißt es in der Erklärung weiter.

"Von einem unsinnigen vierspurigen Ausbau" sprach die grüne
Bürgerschaftsabgeordnete Karin Mathes. "Die Koalition hält an ihrer
überdimensionierten Verkehrsplanung fest." Namentlich griff sie Carsten
Sieling (SPD) an: "Wer von einem guten Tag für Schwachhausen spricht, will
die Menschen für dumm verkaufen."