Weser-Kurier 8. März 2008

Weser - Kurier / Bremer Nachrichten, Samstag, 8. März 2008, S. 13

BUND fordert größere Umweltzone für Bremen

BREMEN (XKW). Für eine größere Bremer Umweltzone als bislang geplant spricht sich der BUND aus. Die Umweltschützer kritisieren die jüngsten Vorschläge der CDU, die für Bremen eine kleine Zone im Bereich Dobbenweg, Bismarckstraße und einigen angrenzenden Straßen nach Dortmunder Vorbild für denkbar hält. Dies sei "umweltpolitische Kosmetik", kommentiert Georg Wietschorke vom BUND. Die Luftbelastung sei in Bremen seit Jahren unverändert hoch. Schon jetzt sei die für die Innen- und Neustadt geplante Umweltzone eher "zierlich" geraten. Stattdessen müssten alle Belastungsschwerpunkte in die Zone eingeschlossen werden.
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Zur Information, was alles nicht berichtet wurde, hier die BUND-Pressemitteilung im Wortlaut:

BUND - PRESSEINFORMATION

Umweltzone bringt Bremern bessere Luft!

Bremen, 06.03.2008. Energisch tritt der BUND den Behauptungen entgegen, eine Umweltzone würde keine Entlastungen bringen. In Bremen herrscht dicke Luft und zwar nicht nur am Dobbenweg, sondern leider an vielen Hauptverkehrsstraßen. Das zeigen z.B. die jüngsten Feinstaub-Messungen an der Graf-Moltke Str. (bis dato 5 Überschreitungen des Tagesgrenzwertes) und am Waller Ring/Nordstr (4 Überschreitungen). Auch an der Neuenlander Str. war in diesem Jahr bereits sechsmal zu viel Feinstaub in der Luft, trotz Inbetriebnahme der A281. Darum muss die Umweltzone jetzt kommen und nicht am Sankt Nimmerleinstag.

„Die Einrichtung einer „Micro-Umweltzone“ am Dobbenweg, wie von der Handelskammer und in deren Fahrwasser nun auch von der CDU vorgetragen, bringt dagegen gar nichts und ist ein völlig hilfloser Vorschlag“, so BUND Sprecher Georg Wietschorke. „Ein wirksames Konzept, wie die Anwohner von hoch belasteten Straßen zügig entlastet werden können, haben weder die Kammer noch die Bremer CDU zu bieten. „In der sicherlich zu treffenden Abwägung „Gesundheit gegen Wirtschaftsinteressen“ haben sich beide klar gegen die Gesundheit entschieden“, ergänzt BUND Geschäftsführer Martin Rode. „Die Handelskammer hat fast zwei Jahre in einem Behördeninternen Arbeitskreis gesessen und die Planungen zur Umweltzone begleitet. Sie hat sich dort aber offensichtlich überhaupt nicht eingebracht und malt stattdessen jetzt das Schreckgespenst einer sterbenden Innenstadt an die Wand.“

Ohne Einführung einer Umweltzone wird 2010 an mindestens 27 Straßenabschnitten der dann gültige Grenzwert für das hochgiftige Reizgas Stickstoffdioxid (NO2) und an 10 der für Feinstaub überschritten werden. Durch eine Umweltzone bestehend aus Neu- und Alt-/Innenstadt kann dies auf 12 bzw. 6 Überschreitungsbereiche reduziert werden. Die Schadstofffrachten, das heißt die Menge der Abgase aus dem Auspuff werden um bis zu 33 % gesenkt. Für den Dobbenweg/Eduard-Grunowstr. wird die Belastung mit Feinstaub und NO2 um bis zu 14 % gesenkt. Für die Bremer Neustadt bringt die Umweltzone, dass dort die Grenzwerte von Stickstoffdioxid (NO2) ab 2010 eingehalten werden. Deshalb ist eine Schlussfolgerung, eine Umweltzone bringe nichts, falsch. Richtig ist vielmehr, dass sie kein Allheilmittel ist und eigentlich noch drastischere Maßnahmen erforderlich wären.

Keinesfalls darf man sich nach Ansicht des BUND zu viel von sauberer werdenden Autos erhoffen. Wenn die Fahrzeugflotte gravierende Effekte bringen würde, hätten sich auch in den letzten Jahren schon Entlastungen ergeben müssen. Aus dem Jahresbericht des Bremer Luftüberwachungssystems 2006 sind für die Jahresmittelwerte von PM10 und NO2 an den Messstellen von 2000 -2006 dagegen keine deutlichen Minderungen erkennbar. Das gilt vor allem bei den Verkehrsmessstellen, wo auf Grund des hohen verkehrsbedingten Anteils (NO2 bis ca. 60%) dieser Effekt zuerst offensichtlich werden müsste. Wie in vielen anderen Städten ist Stickstoffdioxid auch in Bremen das deutlich größere Problem. Nicht nur, weil es an viel mehr Stellen zu gesundheitsschädigenden Grenzwertüberschreitungen kommt, sondern auch weil beim NO2 im Gegensatz zum krebserregenden Feinstaub die Konzentrationen bis 2010 wahrscheinlich nicht oder bestenfalls nur geringfügig zurückgehen werden. Dies ist vor allem auf die starken Neuzulassungen von Diesel-PKw zurückzuführen.

Ein Euro 1 Diesel-Pkw von 1992 stößt siebenmal so viel Feinstaub aus wie ein Euro 4 Diesel-Pkw von 2005, ein Euro 1 Lkw sogar zwanzigmal so viel wie ein Euro 4 Laster. Niemand würde akzeptieren, wenn jemand für sieben- bis zwanzigmal soviel Müll die gleichen Abfallgebühren zahlen würde wie ein Bürger, der seinen Müll trennt und sich bemüht, wenig Müll zu produzieren.

Rückfragen:
Dr. Georg Wietschorke, fon 0421 79 00 222
Siecke Martin, fon 0421 79 00 255